Winterfest, Quelle: unsplash.de

Es ist erneut die Zeit angebrochen, in der sich die alten christlichen Feste häufen, die einst derart zentral in unserer Tradition standen, dass sie noch heute von vielen angenommen werden, die dem Christentum ansonsten kritisch gegenüber stehen: St. Martin, Nikolaus, Weihnachten, um die populärsten zu nennen.

Atheistische Neuinterpretation christlicher Feste

Wie jedes Jahr, so wird auch in diesem Jahr beklagt, dass der christliche Gehalt unsrer Feiern in den Hintergrund gerückt ist und häufig gar nicht mehr verstanden wird. Eher uninspiriert wirkt das eine oder andere Laternenfest, mit eingeschränktem Liederrepertoire und eines in Form einer Gans gebackenen Kuchens, von dem keiner mehr eine Hintergrundgeschichte zu erzählen weiß.

Wir feiern ein Winterfest (und allein meine altmodische Rechtschreibkorrektur weigert sich noch, dieses Wort großzuschreiben), welches seine Wurzeln schon im Spätsommer hat und mit den Feiertagen am 25 und 26 Dezember den Höhepunkt und gleichzeitig das Ende erreicht. Weihnachten wird bestenfalls für ein Fest der Liebe oder gar der Familie gehalten, vom Advent als Fastenzeit ist keine Spur mehr geblieben und die Weihnachtszeit musste den Neujahresriten weichen. Spricht man vom Fest der Menschwerdung Gottes, hat das für den modernen Zuhörer keinen anderen Rang als eine Rede von der flachen Erde oder von Echsenmenschen.

Wen wundert es da, wenn von einer Kommission gesprochen wird, die das alte Liedgut auf gendergerechte Sprache und Konformität mit modernen Vorstellungen hin überprüft? Und selbst wenn diese Nachricht erfunden sein mag – sie passt derart ins Bild, dass man sie nicht ernsthaft hinterfragt. Längst schon befinden wir uns in einem Kampf um die kulturelle Vorherrschaft, in dem der Sieger dem Unterlegenen bis ins Detail vorschreibt, was er noch zu sagen, zu denken und zu glauben hat.

Sozialismus und Islam gemeinsam gegen das Christentum

Als Sieger wähnt sich schon länger der Sozialist. Das Christentum ist vergangen, wo es noch Reste gibt, wie beispielsweise am Berliner Schloss, werden sie übertüncht. Auch die Zeit, als man sich noch an den moralischen Wurzeln des Vorgängers hochgezogen hat, ist vorbei und längst schon wird deutlich, dass der personalen Ethik, in der ein jeder für sein Tun Verantwortung trug und universale Werte wie ein Recht auf Leben und Unversehrtheit von fundamentaler Bedeutung waren, der modernen Auffassung vom Menschen gewichen sind. Ein Mensch ist nur noch dann in Besitz seiner vollen Rechte, wenn er gebraucht wird und gehorcht.

Natürlich ist der moderne Sozialismus (wie übrigens auch der Islam) eine Gegenbewegung zum Christentum und letztlich aus ihm entstanden. Die Zerstörung christlicher Symboliken, Traditionen, Inhalte und Wertvorstellungen können darum durchaus ödipal gedeutet werden. Gegen das Christentum ist man sogar bereit, sich mit dem Islam zu verbünden und über die tiefen inhaltlichen Diskrepanzen hinweg zu sehen. Wie weit der Islam dann letztlich mit einem Sozialismus zu verfahren gedenkt wie dieser mit dem Christentum, bleibt abzuwarten.

Dem Feind die Tore öffnen und Jammern, wenn er eintritt

Das Christentum hat der Macht und Aggression, mit der es vom vermeintlichen Thron einer Volkskirche mit Millionen an Anhängern gestoßen wurde, nichts entgegengesetzt. Im Gegenteil – die Kirchen scheinen nach bester Art des Stockholm-Syndroms an ihrem Gegner zu hängen und zu hoffen, dass er ihnen wenigstens einen Rest an Würde und Macht belasse. Als Ergebnis bekommen wir jetzt Abtreibung als quasi-Menschenrecht, eine erdrückende Umweltethik unter die sich der Mensch einzufinden habe und sozialen Abstieg aus moralischen Gründen zur Perspektive. Dass die christlichen Feste nun atheistisch interpretiert werden, ist dabei eher ein untergeordnetes Phänomen.

Es ist die Selbstvergessenheit, die politische Anbiederung des Klerus und mit ihm der institutionell angebundene Stab an Berufslaien an die Macht, durch welche die Kirchen von innen her verfault sind. Ein wenig pastorales Geschwätz überzeugt niemanden und die offenkundigen Skandale zeigen in Wirklichkeit, wie wenig Glaubenssubstanz an die Herzen der Würdenträger gelangt ist, sowohl bei Tätern als auch bei Anklägern und insbesondere bei jenen, in denen sich beide Aspekte vereinen.

Wir finden in der Kirche heute weitgehend einen Haufen an Narren vor, die meinen, die Probleme der Welt im Stuhlkreis lösen zu können. Auf der anderen Seite gibt es die Tendenz, sich zur Sekte zurückzuziehen, sich aus der Welt zu verabschieden, aber nicht um aus Kontemplation heraus zu wirken, sondern um sich vor dem Bösen zu verstecken.

Eine solche Kirche ist nicht einmal der Schatten ihrer selbst und interessanterweise kommen so die Rufe des Bedauerns über den Verlust christlicher Feste immer seltener aus kirchlichen Reihen, sondern von Menschen, die mit der Religion schon lange nichts mehr zu tun haben, die aber sinnstiftende und feierliche Riten noch irgendwo vermissen.

Wir ernten, was wir säen

Angesichts des Kulturwandels ist es zu begrüßen, dass sich die potemkinsche Fassade einer Volkskirche immer weniger aufrecht erhalten lässt. Es wird gerade den Kirchenfernen immer deutlicher, dass etwas verloren gegangen ist. Der Weihnachtsmann ist nicht der Nikolaus und schon gar nicht das Christkind. Wer weiß noch, was es mit den Barbarazweigen auf sich hat? Was ist an Weihnachten so besonderes – Geschenke und Familienstreit gibt es auch zu anderen Zeiten. Immer mehr Menschen werden von einer Kultur, deren einzige Art zu feiern darin besteht, sich zu verkleiden, zu besaufen und sich dabei irgendwas zu schenken, was eh keiner braucht, nicht mehr angesprochen. Und je deutlicher das zu Tage tritt, umso besser.

Der offenkundige Verlust unserer Feste ist eine Chance. Die Chance, zu zeigen, dass etwas fehlt und die Möglichkeit, daran anzuknüpfen. Sicher wird hier kein Impuls aus der Kirche oder den kirchlichen Gemeinschaften kommen, aber jeder Einzelne, der noch weiß, wie er den Jahreskreis begeht, und warum, kann dies seinen Kindern beibringen und ein kleines Licht in die Gesellschaft tragen, die mit ihrer Säkularisation spirituell vertrocknet ist und unüberhörbar nach Rettung ruft.

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