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In der Katholischen Zeitung „Die Tagespost“ erschien kürzlich ein leidenschaftlicher Artikel, der in einzigartiger Weise die Propaganda für experimentelle Corona-Impfstoffe mit Gläubigen-Bashing verbindet. Es ist beeindruckend zu sehen, welche Kreise die Öffentlichkeitsarbeit unsres pharma-polit-medialen Komplex mittlerweile zieht: Wer sich nicht impfen lässt, verstößt gegen „Solidarität und Nächstenliebe. Aus ethischer Sicht ist es eine moralische Pflicht“ sich und die Seinen auf diese Weise zu schützen, werden mittlerweile sogar Bischöfe zitiert.

Aus der demagogischen Trickkiste

Der Text zieht dabei sämtliche Register der Manipulation. Angefangen von behauptetem Faktenwissen, dem natürlich keine Belege folgen, über Autoritätsverweise, wenn Bischöfe und der Papst zitiert werden bis hin zu direkten Schmähungen, wahlweise als Verschwörungstheortiker oder auch als Feigling.

Vordergründig wird sogar ein durchaus valides Argument gegen die Gesundheitsreligion zugestanden, allerdings nicht um die angerissenen religiösen Implikationen auszuführen, sondern eher als Alibi, um zu zeigen, dass man sich mit Gegenargumenten auseinandersetzt. Schließlich wird die Gesundheitsreligion sogar als biblisch verkauft.

Statt die Sorgen und Nöte des Einzelnen ernst zu nehmen, echauffiert man sich über das angeblich so unverständliche Verhalten jener Christen, die in den neuen Impfstoffen nicht das Heil der Menschen sehen, sondern unterstellt ihnen Neid („erträgt man es nicht, dass der Mensch es ist, der die Seuche medizinisch in den Griff bekommt?“), oder gar Trotz („Ist es die seit Jahren unter ihnen verbreitete Wut auf Angela Merkel, die sie die Schutzmaßnahmen als quasi-diktatorisch empfinden lässt?“). Letztlich aber folgt dann immer wieder das Autoritätsargument: „Bischöfe, auch und gerade die konservativen unter ihnen, sind glasklar für das Impfen.

Das Hirtenamt

Die Autorität der Kirche ist ein heute kaum mehr verstandenes Phänomen und darum wundert es nicht, wenn der Autor des hier besprochenen Textes eher intuitiv mit ihr verfährt und dabei im christlichen Sinne enorme Defizite offenbart: sowohl menschlich als auch intellektuell.

Natürlich ist es ein gängiges Klischee, dass die als konservativ geltenden Katholiken besonders obrigkeitshörig seien und man darum mit Aussagen und Handlungen von Amtsträgern leicht Druck aufbauen kann, während es bei eher Progressiven zum guten Ton gehöre, auf die Gleichheit aller hinzuweisen, Fehlformen der Hierarchie zum Thema zu machen und sich vor allem dem Antiklerikalismus zu widmen.

Schäbigkeit

Schäbig ist dabei der Versuch, gerade einfach gestrickte Menschen mundtot zu machen. Mit Autoritätszitaten verleiht man der eigenen Position das Gewicht des Stichwortgebers. Widerspruch wendet sich nicht nur gegen den Autor, sonder gleich gegen Bischöfe und Papst.

Es ist das Kennzeichen von Sekten, all ihren Worten göttliche Autorität zu verleihen, indem sie Vorträge aus Schriftzitaten zusammensetzen. Keinen anderen Zweck hat im Artikel der Tagespost das Pauluszitat: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!

Wer sich nicht impfen lässt, missachtet seinen Körper, wird hier mit quasi göttlicher Autorität ausgesagt. Es wirkt, als hätte laut Paulus der Herrgott einen Vertrag mit den modernen Pharmaherstellern, um mit deren Hilfe Auswirkungen des Sündenfalls auszugleichen. Wozu es da noch den Kreuzestod des Gottessohnes bedarf, bleibt offen.

Unwissenheit

Aber neben der Schäbigkeit, Menschen mit Druck zu etwas zu bewegen, was sie von sich aus nicht bereit sind zu tun, offenbart sich in diesem Ansatz auch ein ganz grundsätzliches Fehlverständnis des Christentums. Die Wahrheit liegt nämlich nicht im Papst, nicht in den Bischöfen und nicht einmal in der Auswahl geschickter Schriftstücke, sondern im Schöpfer selbst. Christus ist die Wahrheit, die Kirche verwaltet und verkündigt sie.

Es ist also durchaus möglich, dass ein Verwalter seinem Auftrag nicht nachkommt. Warum sollten Menschen, die heute in der Kirche Ämter bekleiden, bessere Menschen sein, als jene der Kirchengeschichte, über die wir regelmäßig Urteile fällen? Jeder, der in der Kirche ein Amt bekleidet ist für das, was er tut verantwortlich – und gerade der konservative Gläubige weiß um die tradierte Lehre, die Vielzahl an Irrungen, denen Menschen aller Hierarchien im Laufe der Geschichte unterlagen und er wird sorgsam abwägen, ob die Meinung eines Priesters, eines Bischofs oder auch die des Papstes mit dem, woran sein Herz hängt, übereinstimmt.

Wer in der Argumentation nicht nur auf das Bischofsamt verweist, sondern im Bestreben, dieses noch zu steigern explizit erwähnt, dass gerade konservative Bischöfe eine bestimmte Meinung hätten, dem liegt nichts an der Überzeugung durch Inhalte, sondern der versucht durch den Appell an eine fiktive Gruppenzugehörigkeit zu bekehren. Mit christlicher Reflexion, mit Suche nach Wahrheit oder gar Nächstenliebe, hat das nichts zu tun.

Körper als Tempel des Herrn

In der Hl. Schrift begegnet Christus den Kranken und Ausgestoßenen seiner Zeit ohne jede Scheu. Gerade Aussätzige waren hoch ansteckend und wurden aus der Gesellschaft entfernt, um eine Epidemie zu verhindern. Sie erfüllten alle Kriterien, die wir zum Glück heute in dieser Weise nicht erleben und waren in ganz besonderer Weise trost- und hilfsbedürftig.

Das biblische Vorbild spricht also in erster Linie für einen angstfreien Kontakt zu allen Menschen: für Infizierte sogar besonders. Es wird den Aussätzigen kein Vorwurf gemacht, sie werden als Menschen angenommen. Diese grundsätzliche Einsicht ist in weiten Teilen der Kirche verloren gegangen. So sah sich erst kürzlich der Politiker Oskar Lafontaine, Vertreter einer sozialistischen Partei, dazu veranlasst, der CDU, einer ehemals christlich geprägten Partei, die Leviten lesen: Sie würde ganz unbiblisch die Nächstenliebe nur noch auf bevorzugte Gruppen anwenden und hätte den Kern christlicher Solidarität vergessen.

Die Ausführungen der Tagespost, aufgrund des Pauluswortes vom Körper als Tempel des Herrn zu sprechen, sind im Kontext besonders perfide. Das angegebene Zitat ist nämlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Dort geht es nicht darum, sich durch Heilmittel rein zu halten, sondern darum, auf Prostitution zu verzichten. Auch wird dort keineswegs vor Krankheiten gewarnt, die man sich durch Enthaltsamkeit ersparen könnte, sondern es geht um die Einheit mit Christus, um den Leib und die Glieder, zu denen Gläubige geworden sind. So heißt es im Satz vor dem von der Tagespost gebrachten Zitat: „Jede Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib.“ (1.Korinther 6,18)

Wer biblische Texte derart sinnentstellend und manipulativ zitiert, wird kaum Interesse an einer sachlichen Exegese haben und so wundert es nicht, wenn die Beweggründe von „lehr- und traditionsbewussten Katholiken“ dem Autor der Tagespost nicht verständlich sind. Der Katholizismus hat die Wahl bestimmter medizinischer Praktiken nicht zum Thema. Berührungspunkte gibt es, wo an Grundelementen des Lebens gerüttelt wird, wo über Menschenleben wie über ein Objekt verfügt wird, wo der Zweck die Mittel heiligt. Und das steht beim Einsatz der neuen Impfstoffe durchaus zu befürchten.

Wissenschaftliche Fakten

Je weniger Fakten auf der Hand liegen, desto mehr müssen sie postuliert werden. Phrasen wie „Dabei ist die Sachlage sehr klar“, „Ja, exakt so ist es“, „Die seriöse Wissenschaft ist sich einig“ und ähnliches zeigen in der Regel, dass man von nicht zu hinterfragenden Dogmen ausgeht. Man behauptet Einigkeit (wer anders denkt, ist halt nicht seriös) und sieht sich damit nicht mehr in der Pflicht, Aussagen zu belegen oder wenigstens inhaltlich zu untermauern. Auch hier gilt: Autorität statt Diskurs.

Wissenschaftlich ist das nicht. Ebenso wenig kann der Verweis auf tragische persönliche Erfahrungen Klarheit schaffen, denn solche Darstellungen zielen auf Emotionen und nicht auf die Ratio. Die Beschreibung von direkt Erlebtem oder das Anführen persönlicher Schicksale sagt nichts über die Repräsentativität aus, erhält aber durch die vermeintliche Nähe zum Geschehen ein überproportionales Gewicht. Seriös ist das unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit nicht.

Im konkreten Fall ist zudem besonders auffällig, dass schon beim Anführen der „Fakten“ vorauseilend relativiert wird: Natürlich gilt die Impfung als notwendig und wer sich verweigert ist ein unentschuldbarer Egomane. Dass aber die Wirkung längst nicht an die versprochene Effektivität heranreicht, wird hinter einem Schleier vieler Worte zu verstecken versucht. „Gewiss“, so heißt es, hätten sich Politiker halt geirrt. Zudem sei das Virus mutiert, etc.

Dass der Autor des Textes über kein tiefergehendes medizinisches Hintergrundwissen verfügt als ich, der ich diese Gegenrede verfasse, zeigt sich in den ahnungslosen und vagen Andeutungen allzu deutlich. Zu gerne würde man fragen, ob dem Text eine grundsätzliche Beschäftigung mit Wirkungsweisen von Viren und Corona im Besonderen vorausgegangen ist, was der Verfasser über die Art der Immunabwehr sowie über Möglichkeiten und Grenzen der aktuellen Medikamente zu sagen weiß, doch das scheint nicht die Art der Fakten zu sein, auf deren Grundlage man über andere richtet.

Ein Rundumschlag

Es bleibt der Eindruck, dass hier vor allem Namedropping betrieben wird und mit einem möglichst weit ausholenden Rundumschlag jegliche Kritik als unseriös, gar als verschwörungstheoretisch, stigmatisiert werden soll. Es ist von der „Delta-Variante“ die Rede, vom „Wildtyp“, es werden schwindelerregende Assoziationsketten aufgebaut, von der Neuen Weltordnung über den Kommunismus, zur anthroposophischen Medizin und wieder zurück. Dabei verrät der Text vieles über die persönlichen Feindbilder und die Weltanschauung des Autors, wenig aber über die konkrete Situation von Gläubigen, die mit Verlautbarungen und Handlungen kirchlicher Amtsträger hadern.

Viel wichtiger scheint es, die Opfer zu verhöhnen. Ungeimpft schwer erkrankte, würden „auf dem Sterbebett ihre Fahrlässigkeit bitter bereuen und andere öffentlichkeitwirksam anflehen, bloß nicht so ignorant zu sein wie sie selbst.“ Wer hingegen geimpft auf dem Sterbebett liegt, so könnte man meinen, nimmt den Tod gelassen hin.

Zusammenfassend kann man den Artikel als Rundumschlag gegen jene sehen, die aufgrund eigener Erfahrung, eigener Beurteilung und vielleicht sogar aus religiösen Motiven, sich selbst und die ihnen Anvertrauten nicht allzu leichtfertig einem Mittel aussetzen, dessen Quelle sie für zweifelhaft und dessen Wirksamkeit sie für nicht erwiesen halten. Artikel wie der vorliegende werden die Bedenken nicht zerstreuen. Die emotional und aggressiv vorgetragene Argumentationslosigkeit wird bei Betroffenen den Argwohn eher stärken und bei jenen, die eh immer einen Sündenbock suchen zu Applaus führen. Außer einer Erweiterung der gesellschaftlichen Kluft ist also nichts gewonnen.

Es ist noch nicht lange her, da hätte man in einer Katholischen Zeitschrift einen solchen Artikel weit von sich gewiesen und wäre nicht im Traum darauf gekommen, so etwas als Diskussionsbeitrag zu werten.

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